< vorhergehender Beitrag

Anne Eli

Gesundheitswissen für Migrantinnen – Geburtsvorbereitung via App


Foto: Anne Eli

Videodolmetsch oder fremdsprachige Pflegekräfte und Ärzte stellen Initiativen dar, die der Notwendigkeit, einer größeren Zahl an Migrantinnen Gesundheitsthemen näherzubringen, Rechnung tragen. Anne Eli, eine Gesundheits-App für Migrantinnen, schlägt in dieselbe Kerbe und nutzt dabei moderne Technologien. Anne Eli ist die erste Schwangerschafts-App, die explizit die Bedürfnisse von Migrantinnen berücksichtigt.

Das Pilotprojekt ist eine türkisch- und deutschsprachige Android-App für schwangere Frauen. Sie informiert zu wichtigen Gesundheitsthemen und -angeboten und unterstützt die Kommunikation im Arztgespräch. Ziel ist es, praktische Gesundheitskompetenz auf einfache, auch spielerische Weise herzustellen, Arzt-Patientengespräche zu optimieren und insbesondere Migrantinnen auf Geburt und Mutterschaft vorzubereiten.

Zielgruppengerechte Informationen

Mehr als 50 % der Neugeborenen in Wien haben eine Mutter, die nicht in Österreich geboren ist. Ein Fünftel der Mütter stammt aus der Türkei, ist seitens des Geburtenbarometers Wien zu erfahren. Während sich viele werdende Mütter durch die – noch dazu überwiegend deutschsprachige – Informationsflut überfordert fühlen, bemängeln Mitarbeiter aus dem Gesundheitsbereich das fehlende Interesse an den zur Verfügung gestellten Informationen. Dieses Befragungsergebnis brachte das Entwicklungsteam auf die Idee, die Informationen „häppchenweise“, also in kleinen täglichen Dosen in der entsprechenden Sprache, verfügbar zu machen. Es geht dabei um Termine, die nicht versäumt werden sollen, um Informationen, die den Schwangeren Ängste nehmen, um die Verbesserung von ärztlichen Informationen und Hinweisen bzw. die Vorbereitung auf Arztgespräche oder um Angebote für werdende und junge Mütter.

Großes Potenzial

Das Team von Anne Eli ging bei der Gestaltung der App von einem Human-Centered Design aus, das bedeutet eine intensive Nutzereinbindung und frühe Prototypisierung von Ideen. Insgesamt 43 Inter­viewpartner bzw. Studienteilnehmer aus dem Gesundheits- und Sozialbereich wie Geburtshelfer, Hebammen, Ernährungsberater und Sozialberater ergänzten die Anforderungen schwangerer Frauen und junger Mütter aus verschiedenen Ländern. „Uns fehlt noch der letzte Schritt vor dem Praxistest“, berichtet die Diplompsychologin Nicole Neuberger, MA, zuständig für Nutzerforschung, Service und User Experience Design. „Bei Vorab-Präsentationen waren die Reaktionen sowohl seitens der Migrantinnen als auch seitens des Gesundheitspersonals sehr positiv.“

Die Basisprogrammierung von Anne Eli ist abgeschlossen, doch für die Praxistests muss der Content vollständig verfügbar sein. Deutsche Institutionen zeigen sich hochinteressiert, doch auch für heimische Fachverlage, Gesundheitseinrichtungen und Vereine birgt die App großes Potenzial. Anne Eli soll künftig von Krankenkassen, Initiativen, Ärzten und anderen Einrichtungen im Gesundheitssystem mit Informationen „gefüttert“ werden. Grundsätzlich bietet die App allen fachmedizinischen Einrichtungen eine punktgenaue, zielgruppengerechte Informationsquelle, die nicht ungenützt bleiben wird. „Unsere Idee ist es, die App zusammen mit dem Mutter-Kind-Pass zu vergeben“, erklärt Mag. Eva Westhauser, verantwortlich für Marketing, Business und Frauengesundheit. „Die App ist für die Migrantinnen selbstverständlich gratis.“ Neuberger und Westhauser sind nun mithilfe der Expertise von Mag. Nurten Aybar, einer türkischstämmigen Anthropologin, auf der Suche nach geeigneten Partnern für ideale Content-Befüllung.

Für die Zukunft sind beliebig viele weitere Sprachen wie Serbokroatisch, Russisch oder Arabisch konzipiert. Auch für andere Indikationen wie beispielsweise chronische Erkrankungen bietet die App als Wegweiser im Umgang mit der Krankheit nach Neudiagnose und zur Gesprächsvorbereitung zahlreiche Möglichkeiten. Das Tool- und Serviceangebot kann jederzeit erweitert werden.   bw