Äskulap, die Natter
Der Zahnputz-Alltag
Seit Neuestem muss ich ja, neben vielen anderen Unwesentlichkeiten, auch meinem Hund die Zähne putzen ...Frau hat ja bekanntlich auch sonst sehr wenig zu tun, außer den Kindern hinterherzurennen, damit DIE ihre Kauwerkzeuge ordentlich reinigen, vorzugsweise auch zwischen den Zahnspangendrähten, und das mehrmals täglich ... also zumindest frühmorgens und abends, wollen wir mal nicht übereifrig sein. Um diesen Zustand dauerhaft zu gewährleisten, bedarf es allgegenwärtiger Verifizierung und ständigen Gekeppels, manchmal ist dazu auch Vokabular aus dem Souterrain nötig, um dem gewünschten Vorgehen Nachdruck zu verleihen ... ... aber lieber eine gesunde Verdorbenheit als eine verdorbene GESUNDHEIT! Doch so ein „Brace-Face“, wie ja Zahnspangenträger liebevoll in der Schule genannt werden, hat ja auch wirklich allerhand zu tun, damit da nicht ständig der Spinat aus den Drähten sprießt oder der Schnittlauch bereits Blüten treibt. Also her mit der Zahnseide und dem Putzbürsterl. Dass sich jetzt auch noch ein Schneidezahn oben im Zahnfleisch quergelegt hat und in wöchentlichen Besuchen beim Kluppendoktor mithilfe einer Drahtschlinge heruntergezogen werden muss, macht die Sache erst richtig spannend ...„Mami, wenn ich mal so alt bin wie du, hab ich das Zeug dann hoffentlich schon draußen aus dem Mund?“, fragt hoffnungsvoll die Jung-Zahnfee.Solchem Charme kann frau dann auch nur im letzten Stadium der Contenance begegnen mit einem zischenden:„... lieber ein zweiter Frühling als dritte Zähne, mein liebes Kind!“ Der Sohnemann bleckt mich mit neblig beschlagenem Zahnwerk an und meint, er habe gerade geputzt, was ihn umgehend zurück ins Badezimmer befördert zu einer Portion Extraputzen:„Dann komm ich aber zu spät Mami!“„Lieber über Nacht versumpfen als im Sumpf übernachten, Bub!“Derartiger Unlogik schafft es nicht einmal mein nicht aufs Mundwerk gefallener Sohn etwas entgegen zu halten! Bingo!Der Hausherr ist mittlerweile imstande seine eigenen Kaugeräte höchstselbst zu polieren, beauftragt mich jedoch mit generöser Grandezza, seine Mundhygiene-Termine zu verwalten und zu organisieren. Also gut, ich mach das, denn ...... lieber nahtlos ahnungslos als planlos zahnlos!Irgendwie fühle ich mich ein klitzekleines Stück marginal überqualifiziert für derartig niedrige Tätigkeiten! Der leise Ingrimm steigt mir in die Magengegend und könnte mich zu einer minimalistischen Bosheit inspirieren ..., aber da gibt es ja diesen saublöden Spruch:Lieber hochschwanger als niederträchtig ...Hmmm, ziemlich komisch ...Aber, irgendwas wollt ich doch noch ...… ach ja, meine Zähne putzen!