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Äskulap, die Natter

Teenager und ihre Tücken


Inmitten der Pubertätsphase hat die Persönlichkeit junger heranwachsender Menschen oft Wachstumsschmerzen ... Auch mein Sohn und meine Tochter lehren mich gerade meine neurotonale Belastbarkeit ausloten.

Denn so ein Pubertantenstadl mit zwei Teenagern zu Hause lässt einen als ohnehin Kummer gewöhnte und eh nicht unerprobte Mutter manchmal schon Stoßgebete gen Himmel schicken und um Erleuchtung flehen ...

Fragen wie „Wann kommst du heim?“ sollten im Repertoire eines fortschrittlichen Muttertiers praktisch NICHT vorkommen, frau könnte sich dann Antworten wie „Mummy, get yourself a life!“ oder noch besser „Wie kleinkaro ist denn bitte dieses Statement?“ seiner halbwüchsigen, nicht auf den Mund gefallenen Sprösslinge einhandeln ...

In der Quotidienität, sprich im Alltag, hat man sich als verlässlich verhaltensoriginelles Erziehungsorgan allerdings ständig als Taxi, Bankomat oder psychohygienischer Kratzbaum (nach Liebeskummer beispielsweise) zur Verfügung zu halten, denn man will ja schließlich nur das Allerbeste für seine Brut. Die subkutane Berichterstattung nach Ausgeh-Zeremonien in diverse Clubs gestaltet sich meistens ziemlich dürftig und trocken wie die Serengeti-Steppe ... Fragen wie „Wie war’s gestern?“ (gaaaanz schlecht, quasi verboten!) sollten also tunlichst vermieden werden, wenn man seinen Ruf als relativ coole Mutter nicht aufs Spiel setzen möchte. Mit einer Antwort wie „unpackable ...!“ kann man sich dann eh schließlich selbst erzählen, wie es gewesen sein muss ...

Die unausweichliche Nähe der Familienbande erreicht meist in Urlaubszeiten ihren Höhepunkt, wenn dann wirklich round the clock ideologische Welten aufeinanderprallen: „Mami, deine Vorstellungen von meinem Leben machen mich so ur unfrei ...“
Jedoch ist es zweifelsfrei besser, solch lodernden Irrsinn lieber unkommentiert im Raum verhallen zu lassen, es sei denn, man hat wirklich das Rap-ertoire drauf, eine derartige Konfrontation auch mit dem nötigen semantischen Wortschatz zu bestreiten: „Hey, du Überraschungseier-Sammler, bevor du Intelligenzruine hier mit deinem Gesülze einen offenen Zungenbeinbruch riskierst, solltest du lieber dein Prinzenpotenzial auf ein Sabbatical schicken und jetzt subito hier einen Abgang machen, denn sonst könnte deine Mutter Oida sich zu einem schrillen spitzen Schrei hinreißen lassen. Da du aber das hohe C nur vom Trinken her kennst, rate ich dir, in dich zu gehen und dort zu bleiben! Und überhaupt: Sokrates hat schon gesagt: ‚Ich weiß, dass ich nichts weiß‘. Aber bei dir hab ich den Verdacht, dass du nicht einmal DAS weißt!“ Na? Für einen kurzen Moment hat das Verblüffungsszenario zumindest gewirkt ...

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