Äskulap, die Natter
Bloggo-Logisches
Unlängst beim Streunen durch die Gazetten stolpert frau über folgende Headline: „Die britische Evangelische Allianz hat nun in London die Zehn Gebote für christliche Blogger aufgestellt“.
Also diese fortschrittliche Bekenntnisgruppe geht aber mit ihrer Glaubens-Netiquette wirklich mit der Zeit!
- Stelle Deinen Blog nicht über Deine Integrität! – fordert das erste Gebot. Na gut.
- Du sollst Ehre, Ruf oder Gefühle anderer nicht töten! – lautet ein Weiteres. Sollte klar sein…
- Du sollst das Web nicht missbrauchen, um Ehebruch zu begehen oder in Deinem Kopf zuzulassen!
Aber hallo? Nix gönnt man uns? Nicht einmal so ein klitzekleiner virtueller Flirt darf da über den Screen flimmern? Dabei geht doch nun wirklich nichts über so ein nettes, harmloses Geplänkel, noch dazu, wenn man sein Gegenüber nicht sehen kann? Und es sich in den schönsten Farben ausmalen kann? Nur verbal tätscheln?
Wie schön kann frau sich fühlen, wenn sie mit Gummihandschuhen und Designer-Kübel gestylt im Äther pirscht! Kein sexy Fummel nötig, so ganz neben den Banalitäten des Lebens ein bisschen prickelndes Charisma im Netz versprühen?
Flirten ohne Aufbrezeln – das ist doch gerade das Geniale an der Sache!
Naja, und die härteste aller Bandagen ist ja zweifelsohne dieses Gebot:
- Du sollst das Internet an einem Tag pro Woche ruhen lassen!
Meiner Seel! Das ist doch wirklich Hardcore! Grenzt ja nahezu an Askese!
Amüsiert lese ich diesen Artikel meiner Familie beim Sonntagsfrühstück vor, so quasi als Predigt, um diese Mattscheibensüchtigen einmal Mores zu lehren…
Fataler Fehler, denn es ist sowieso immer nur eine Frage der Zeit, bis Derartiges dann bei passender Ungelegenheit gegen Muddern verwendet werden kann…
…und es währt auch diesmal nicht lange…
„Mami, Huuuhuunger!“, dräut es an mein Ohr, just in der Sekunde, zu der ich es mir gerade vor dem Laptop kommod machen will.
„Nimm dir das Packerl vom Running Sushi aus dem Eiskasten!“, mault die momentan kochunlustige Mutter.
Nach zehn Sekunden: „Mami, dieses Scampi da oben drauf hat Krebs!“
„*???*“
„Na das sieht gar nicht gut aus, kannste nicht was kochen, Muhuddi?“, schmiegt sich der kleine Fresssack von hinten an und schmuddelt an meinem (falschen) Zopf-Haarteil herum (ist mein Bad-Hair-Day-SOS-Teil – naja, fürs virtuelle Chatten muss frau ja wie gesagt nicht aufgedonnert sein, oder?).
Da blökt der kleine Terrorist wieder:
„Mammmmi, dein Haarteil hat Spliss!“
„*grummel*! Und ich werd dir gleich dein freches Mundwerk damit stopfen! Kratz die Fliege, sonst mach ich dich Friedhof! Lass mich jetzt bloggen!“
„Aber Muddi, erinnerst du dich an das elfte Gebot? Das heißt: Du sollst nicht bloggen, wenn deine Kinder huhuuungern!“
„Grundgütiger! Lass mich endlich an mein Gerät, damit ich mit NORMALEN Menschen kommunizieren kann!“