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Äskulap, die Natter

H-ärz(t)lich willkommen!


Nachdem auch an einer Natter hin und wieder der Erkältungs-Wurm nagt, schleppt sich selbige sodann, um nicht im seelischen Rinnsal zu liegen, zu ihrem Lieblingsarzt, um dort Ursachenforschung betreiben zu lassen ...

Diese siamesische Rüsselpest brauche ich zwar jetzt gerade wie ein drittes Nasenloch, aber genau selbiges bräuchte ich gerade eben wieder, um den rhinitischen Schleimüberdruck loszuwerden. Als relative Novizin in der Kategorie Patient sitze ich artig in der Warteschlange und brüte sinnlos über meinem armseligen Kadaverschicksal dahin. Ich bin nicht gerne artig, lieber wäre ich groß-artig ...

Rechts von mir röchelt es, links erfahre ich kerniges Abhusten. Schräg vor mir schlägt gerade ein markerschütterndes „Haaatschi“ ein und von hinten rammt mir gerade ein netter Herr seine Flatulenzen ins Kreuz. Also für den Fall, dass jemand gerade ein leicht angeknackstes Immunsystem inne­haben sollte, stehen die Chancen exakt großartig, um sich hier den absoluten Rest auf einen Viren-Super-GAU zu holen.

Angewidert antizipiere ich mein Drankommen und versuche, mein intrinsisches Agitationspotenzial niedrig zu halten. Obgleich es in mir brodelt wie in einem Gulaschtopf, versuche ich, mir selbst etwas Li-La-Laune zu machen, indem ich meine verstopften Ganglien mit Hirnnahrung via Zeitung versorge.

Super, dass gerade eine Mutter mit ihrem Scharlach-verdächtigen Kind neben mir Platz nimmt. Der Herr mit dem juckenden Abszess am Ohr ist auch ganz froh, dass der Sitz zu meiner Linken endlich frei geworden ist... (Himmel, ist das ansteckend?) Meine Lese-Performance ist durch meine nackte Panik am Erliegen.

Gut, dass im überberstenden Wartezimmer jetzt auch noch die Rettung ankommt und einen Notfall abliefert, der sehr stark blutet ...

In dieser überaus heimeligen Situation wollte ich vom Universum wissen, ob ich denn noch nicht genug gestraft sei, jedoch angesichts des epileptischen Anfalls der älteren Dame vor mir kommt das beim Universum gerade nicht so tosend gut an, denke ich ...

Nachdem ich meine Nichtigkeit angesichts dieses Naturschauspiels in die Kategorie „kaum krank“ eingeordnet habe, überlasse ich mangels besserer Inspiration der Frau mit dem Keuchhusten meinen Platz und robbe mich unauffällig aus dem vervirten Terrain zur Praxis hinaus. Draußen inhaliere ich überschwänglich einen tiefen, keimfreien Atemzug und beschließe, mein aufmüpfiges körperliches Atlantiktief mit Knoblauch-Wadenwickeln selbst zu therapieren.

Krise als Chance sozusagen...

Nix für ungut Herr Doktor, ich komm wieder, wenn´s mir besser geht, ja?

aeskulap(at)aerzteverlag.at