Ärztin und Forscherin
Univ.-Prof. Dr. Irene Marthe Lang, Professorin für Gefäßbiologie und Oberärztin an der Abteilung für Kardiologie, Klinik für Innere Medizin II, Allgemeines Krankenhaus/Medizinische Universität Wien sowie ehemalige Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft, im Wordrap.
Für ein Medizinstudium, für das ich 1978 nach Wien übersiedelte, habe ich mich entschieden, weil … ich damals mehr vom Leben der Menschen verstehen wollte. Ich habe an der Universität Wien studiert, nachdem ich am Mozarteum Salzburg eine Musikausbildung begonnen hatte. Musikspielen und -hören ist seither immer Ausgleich zu meinem jetzigen tatsächlichen Beruf geblieben.
Medizinische Forschung … stützt sich nicht nur auf Talent, Intelligenz und Präzision, sondern auch auf Fokussiertheit, Zeitplan, Rigor, Begeisterung, Beharrlichkeit, Persistenz, Hingabe und Toleranz. Ich bin aktive „Ärztin-und-Forscherin“ und habe mir zum Ziel gesetzt, jungen Interessierten und Engagierten Begeisterung an der mit Wissenschaft verknüpften Humanmedizin zu vermitteln.
Was ich mir für die medizinische Ausbildung dieser jungen Kolleginnen und Kollegen wünschen würde, ist … eine Harmonisierung der wissenschaftlichen und ärztlichen Ausbildung.
Eine der entscheidensten Errungenschaften der kardiologischen Forschung der letzten zehn Jahre war … die Entwicklung der kardiovaskulären Pharmakotherapie (Thrombozytenaggregationshemmung, Antikoagulation, Angiotensin-Hemmung, Vasodilatation) und die Entwicklung der interventionellen Techniken mit Stents, Scaffolds, perkutanen Herzklappen und programmierbaren kardialen Devices wie Schrittmacher/Stimulatoren, Kunstherzen und Verschluss/Shuntsysteme.
Für die nächsten zehn Jahre erwarte ich … eine Weiterentwicklung von zellgebundenen Behandlungsstrategien, das heißt Forschungsergebnisse, die zu Therapien führen, die an den zellvermittelten Pathways von Thrombose, Atherosklerose und Gefäßsteifigkeit angreifen.
Für ein überschätztes Forschungsgebiet halte ich … derzeit noch die kardiale Regenerationstherapie, die bereits als Therapieprinzip „verkauft“ wird, aber wissenschaftlich noch immer in einem Unreifestadium steht.
Was ich mir für die medizinische Forschung in Österreich wünschen würde … und was im speziellen Fall der Kardiologie in Österreich fehlt, ist ein Nationales Gesundheitsinstitut, das kardiovaskuläre Forschung in einem Rahmen unterstützt, der industrieunabhängige Forschung ermöglicht. bw
Irene Marthe Lang studierte Medizin an der Universität Wien. Nach der internistischen Ausbildung nahm sie ein fünfjähriges Post-Doctoral Research Fellowship an der University of California, San Diego, an, das ein Joint Appointment mit dem Scripps Research Institute (Committee on Vascular Biology) einbezog. Hier lernte sie Wissenschaft und die Grundlagen, die ihr 2004 eine Professur für Gefäßbiologie an der Medizinischen Universität Wien ermöglichten. Heute leitet Lang eine experimentelle Gruppe in Gefäßbiologie und eine klinische Gruppe mit dem Fokus auf Lungengefäßerkrankungen und Rechtsventrikelfunktion an der MedUni Wien.